Computer

Computer: Die Hardware

Schulcomputer Dietz 621

Computer haben sich bei mir in den letzten Jahrzehnten zur Glaubensfrage entwickelt. Angefangen hat alles mit dem ersten Informatikkurs an meinem Gymnasium, der damals (1979) angeboten wurde. Zu dieser Zeit haben auch manche Schulen mitbekommen, dass diese neuen Wunderdinger „Computer“ in einer zukunftsorientierten Schulausbildung nicht mehr fehlen sollten.

So hatte sich ein Trierer Gymnasium sogar einen Computer der Firma Dietz Typ XS 621 (damals in Schrankgröße) angeschafft, der auch von Kursen anderer Gymnasien genutzt werden konnte. Der Computer hat 64 kByte RAM und wurde über „Markierungskarten“ gefüttert. Die Ausgabe erfolgte auf einem Drucker. Wer sich der dortigen „Computer-AG“ anschloss, konnte außerhalb der Schulzeiten auch „Terminalzeit“ buchen (es gab außer dem Markierungskartenleser noch 2 Terminals) und Programme in PASCAL oder FORTRAN über ein 8“ Floppy Disk einlesen und am Terminal bearbeiten. Leider habe ich von diesem Schrank keine Bilder mehr - aber damals war das das Non-Plus-Ultra 😊 und ich beschäftigte mich in dieser Computer AG mehr und intensiver als mit allem anderen.

Die Programmiersprache PASCAL war auch Gegenstand meines ersten Computer-Kurses. Dafür musste man mit dem Bleistift so genannte Markierungskarten (ähnlich Lochkarten) ausfüllen (die einzelnen Felder mit Bleistift schraffieren) - für jede Programmzeile eine Karte. Der Stapel Karten wurde im Kartenleser eingelesen - der Computer rechnete oder tat was auch immer programmiert wurde und die Ausgabe (oder das Fehlerprotokoll) erfolgte auf dem Drucker. 

Aber an besagtem Gymnasium gab es noch eine weitere Informatik AG, der ich mich anschloss, die mit FORTRAN und am Terminal dieses Computers arbeiten durfte und 8 Zoll Floppys nutzte. Damals wurden Computer und Programmieren zum Hobby. Ein ehemaliger Schüler eines Gymnasiums, die zu dieser Zeit ebenfalls einen Dietz 621 X Computer nutzten, betreibt eine Webseite für historische Computer und hat auch die Dietz 621 X1 Anlage seiner Schule in Teilen aufgekauft und versucht diese wieder gangbar zu machen.

Symbolfoto Dietz Computersysteme

Sinclair

Privat habe ich mir damals zum Geburtstag einen „Sinclair ZX80“ schenken lassen, mit sagenhaften 1 KByte RAM und Folientastatur. Aber da ging auch was - und man lernte nicht verschwenderisch mit RAM umzugehen 😊, eine Tugend, die ich mir bis heute bewahrt habe.

Der ZX80 wurde in einem recht mageren BASIC-Dialekt programmiert. Mein größtes Projekt war die Umsetzung des „Spiel des Lebens“ mit recht ansprechender Grafik (für meine damaligen Verhältnisse).


Der ZX80 wurde alsbald durch einen Sinclair ZX81 ersetzt, den man immerhin schon auf 16 kByte RAM (später auf 48kByte) aufrüsten konnte.

Apple II

Der nächste Computer war ein vom ersten selbst verdienten Geld gekaufter Apple II mit Silentype Drucker (Thermotransfer) und 5 1/4 Zoll Floppy-Disk-Laufwerk. Der hatte immerhin schon 48 KByte RAM und konnte auf sagenhafte 64 kByte aufgerüstet werden. Der Apple II wurde dann durch einen Apple IIe ersetzt und erweitert um weitere 64 kByte RAM, Z80-Karte und allem möglichen, was damals dafür zu haben war. Außerdem war der Apple IIe ideal zum Basteln. Damals kannte ich jede Steuerleitung und jeden Pin der CPU (6502) und der PIO mit Vornamen. Bei heutigen Computern ist das unmöglich - aber wohl auch nicht mehr notwendig…


1984 verkündete Apple, das Betriebssystem DOS 3.3 nicht mehr weiter zu entwickeln und brachte den ersten Macintosh Computer auf den Markt. Der erste Computer mit einer „Maus“ und serienmäßig mit einer grafischen Nutzeroberfläche (GUI).

Den hätte ich gerne gehabt, konnte ihn mir aber schlicht nicht leisten. Die Preispolitik von Apple für diese Produkt habe ich nie verstanden, trieb es doch viele Apple-Fans zu den IBM Homecomputern. Gleichzeitig mit dem IBM PC kamen vielen Clones auf den Markt und die für vergleichsweise wenig Geld. 

Außerdem entwickelte die Firma „Digital Research“ die grafische Nutzeroberfläche  „GEM“ (Graphics Environment Manager), die auf IBM PC eine Art MacIntosh „Look and Feel“ hervorbrachte. Dafür wurde Digital Research von Apple zwar verklagt, dass konnte den gemeinen User allerdings nicht abschrecken 😀. Etwas später wurde GEM unter die GPL (General Public License) gestellt, was zur weiteren Verbreitung von GEM beitrug.

IBM PC (Klon)

Infolge dessen stieg ich um und wurde dann auch ab Anfang der 1990er Microsoft „Windows“ Nutzer (Windows 3.11 kam 1992 auf den Markt). Zwischenzeitlich habe ich so ziemlich alle Windows-Versionen bis Windows 7 mitgemacht - mich aber immer mehr geärgert über die Unzulänglichkeiten, Bugs und Preise, die für gute Software aufgerufen wurde. Aufgrund der offenen Architektur der IBM PC kompatiblen Geräte musste Windows natürlich auch immer Kompromisse machen. Von einer Einheit Hardware / Software konnte keine Rede sein. Auch ein Grund für viele Probleme, insbesondere mit Treibern u.ä. Die offene Architektur führte allerdings auch zu einer Blüte der Klone (Nachbauten), von denen ich zahllose zusammenbaute.


In dieser Zeit ging auch Apple durch Höhen und vor allem Tiefen, hatte den genialen Steve Jobs erst herausgeekelt und viele Jahre später - als Apple wirtschaftlich kurz vor dem Abgrund stand - wieder zurückgeholt. Er gab dann die Impulse zur Entwicklung des iPhone, später des iPad und vor allem neue - bezahlbare - Computer als Desktop oder Notebook.

Apple iMac

Also wieder zurück zu Apple: Zuerst einen MacMini mit i7 CPU erworben, den ich eine Weile parallel zum Windows Rechner an den gleichen Bildschirm hing, bis ich mir sicher war, dass ich den „Umstieg“ von Windows auf Mac OS auch schaffen würde - dann einen nagelneuen iMac 27“ mit 1 TB SSD in Ebay von jemandem ersteigerten, der ihn gewonnen hatte, aber damit nichts anfangen konnte 😊.
Damit wurde auch der Windows-Rechner ausgemustert.


Damit meine bislang erworbenen Windows-Programme nicht ganz umsonst waren, nutzte ich diese noch bis 2018 weiter mittels „Parallels Desktop“ auf den beiden Mac-Rechnern. Ich stellte aber schnell fest, dass gute Programme - oder „Apps“, wie sie bei Apple genannt wurden (und heute auch bei Microsoft), im Grundsatz deutlich günstiger waren als vergleichbare Programme für Windows. Die Gemeinde der kommerziellen und Open-Source Entwickler und Hobbyisten für Mac OS nahm in den vergangenen Jahren ständig zu. Heute bekommt man für Mac OS alles, was es auch für Windows gibt - und im Gegensatz zu vielen Windows Programmen funktionieren die Mac OS Apps stabil! 


OK - es ist heute immer noch eine Glaubensfrage: MS-Windows oder macOS? Ich kenne beide Welten - und will mich in der einen aber einfach nicht mehr aufhalten … 

Mit Windows musste ich mich in den letzten Jahren nur noch am Büro PC herumschlagen - und da beschränkte ich mich auf die zu nutzenden Microsoft Office Produkte und das reicht auch! Meine Kollegen fragten schon nach was los sei, wenn ich mal an einem Tag nicht auf Microsoft schimpfte. Apropos: In Steve Jobs Autobiographie ist Interessantes über den „Kampf“ zwischen Apple und Microsoft - bzw. Steve Jobs und Bill Gates zu lesen 😀.

Mittlerweile nutze ich einen iMac Pro 27“ mit 3,2 GHz 8-Core Intel Xeon W und 1 TB SSD, außerdem einen MacBook Pro M1 und 512 GB SSD und einen Mac mini mit „M1“ (Apple Silicon) und ich werde auch sicher nicht mehr auf Windows umsteigen.

Ein paar Gedanken zu Apples Strategie


Nun ja, die enge Verbindung zwischen Hardware und Software wie bei Apple hat Vor- und Nachteile. Die Vorteile liegen auf der Hand. Die Stabilität eines solchen Systems ist ungleich höher, als beispielsweise bei MS Windows, das sehr heterogen bzw. modular ist bzw. auch sein muss.

Ein Betriebssystem besteht aus einer Vielzahl von unterschiedlichen Teilen, die zusammenarbeiten müssen, um das gesamte Betriebssystem zu bilden.

    •    Der Kernel, der die zentralen Funktionen des Betriebssystems ausführt.

    •    Die Treiber, die die Hardwarekomponenten des Computers steuern.

    •    Die Anwendungen, die auf dem Betriebssystem ausgeführt werden.

Dazu muss z.B. MS Windows mit allen möglichen Arten und Generationen von Peripheriegerät und Systemen zurecht kommen. 

Bei Apple und macOS muss man sich darüber schlicht keine Gedanken machen.


Der Nachteil bei Apple ist, dass es vergleichsweise teuer ist - auch wenn das „Betriebssystem“ sozusagen als kostenfreie Beigabe mit der Hardware kommt. Nicht nur, dass die Geräte von Apple von Hause aus teurer sind als in der Leistung vergleichbare Windows Hardware. Apple will natürlich seine Hardware verkaufen. Dieser Hardware-Verkauf wird durch Betriebssystem Updates angekurbelt. In der Regel unterstützt Apple bei Betriebssystem Updates Geräte nicht mehr, die älter als 8-10 Jahre sind. iPhone Nutzer erleiden ein noch schwereres Schicksal. Neueste iOS Updates sind in 2022 schon für iPhone 7 nicht mehr zu bekommen. Man muss sich mal vor Augen halten, dass diese Geräte zwischen September 2016 und September 2019 für 760€ bis 870€ von Apple verkauft wurden und iOS 16 im September 2022 eingeführt wurde und die iPhones somit 3 Jahre nach Verkaufsende schon nicht mehr mit dem aktuellen Betriebssystem genutzt werden kann. Ich finde - gerade bei diesen Preisen - solche Zeiträume bedenklich kurz! Im Gegensatz dazu haben Nutzer eines Android Smartphones eine deutlich längere Lebensdauer zu erwarten.


Teurere Computer Hardware (insbesondere Desktop Modelle) wird von Apple über einen längeren Zeitraume verkauft - aber…

Mit einem Mac Pro aus dem Jahr 2013 der je nach Ausstattung zwischen 3.000 und 10.000 Euro gekostet hat, kann man das neueste Betriebssystem macOS Ventura nicht mehr nutzen (also ohne von Apple nicht genehmigte Tricks). Apple stellte den Verkauf des zylindrischen Mac Pro erst 2019 ein. In 2022 (wieder nur 3 Jahre) kann man diese Geräte nicht updaten auf das aktuelle Betriebssystem Ventura!?

Immerhin … hätte man sich den Mac Pro gleich in 2013 gekauft, wäre man 9 Jahre up to date gewesen 😂.

Die Strategie von Apple ist so ärgerlich wie nachvollziehbar. Um Ressourcen zu sparen möchte man nicht über längere Zeit zwei verschiedene System-Plattform und Prozessoren - Intel und Apple Silicon, unterstützen. Apple möchte alle User möglichst schnell auf die Seite der Apple Silicon Systeme ziehen, um sich zukünftigen Entwicklungsaufwand zu ersparen. Außerdem bringt Apple fast jedes Jahr neue Modelle auf dem Markt was natürlich bedeutet, das eben diese und alle alten Geräte bei System Weiterentwicklungen berücksichtigt werden müssen. Dieser Prozess könnte gerade in Bezug auf Apple Silicon zukünftig sogar noch schneller ablaufen. iPads sind als nächstes dran. Ärgerlich für den Nutzer, insbesondere weil ein neues Betriebssystem wie zum Beispiel macOS Ventura durchaus auf einem Mac Pro aus 2013 oder einem iMac aus 2009 lauffähig wäre! Aber es ist eben nicht gewollt 🥵. Natürlich muss man sich als Nutzer in einem solchen Fall fragen ob ein Betriebssystem Update funktionsmäßig wirklich so viel bringt, dass dafür neue Hardware angeschafft werden muss. Ansonsten muss man eben bei dem alten Betriebssystem stehen bleiben, aber natürlich der Gefahr ausgesetzt, in absehbarer Zeit auch keine Sicherheitsupdates mehr zu erhalten. Sehr viele Apple Nutzer werden sich neue Hardware kaufen… 🥸. Das sind Apples Premium Kunden 😀.

Kleine Anekdote am Rande


2013 saß ich eines Abends auf einem Kreuzfahrtschiff im Mittelmeer neben einem Herrn beim Abendessen, der sich mit „Mike Boich“ vorstellte, was mir aber nichts zu denken gab. Jedenfalls kamen wir im Laufe der Unterhaltung auf Computer zu sprechen. Irgendwann erzählte ich ihm von dem - aus meiner Sicht - „Fehler“ von Apple, den ersten Macintosh so teuer auf den (deutschen) Markt zu bringen und das mich genau dieser „Fehler“ für viele Jahre von Apple entzweite - und ich außerdem davon ausgehe, dass auch viele andere Apple Fans damals vertrieben wurden.

Mike hatte Verständnis für meine Meinung und sagte mir, dass Steve Jobs den Macintosh ursprünglich eigentlich für deutlich weniger verkaufen wollte (1.000 $), dass ihn aber ein paar Marketing-Strategen davon abhielten. Als ich ihn fragte, wie er darauf kommt, stellte sich mir mein Tischnachbar (nochmals) vor: „Mike Boich“. Ob ich den Namen schon einmal gehört hätte?

Nein, hatte ich nicht 🥺

Er sagte, wenn ich einen der ersten Macintoshs besessen hätte und das Gehäuse geöffnet hätte, dann wären mir die eingravierten Namen einiger Apple Mitarbeiter aufgefallen, die damals an dem Projekt Macintosh beteiligt waren. Unter anderem Steve Jobs und „Mike Boich“.

Nachdem ich mich nach kurzer Schnappatmung wieder gefangen hatte, unterhielten wir uns noch prächtig über Apple damals und heute, Steve Jobs usw. 😃.  

Da ich ja mittlerweile wieder zu Apple zurückgekehrt war, hat er mir Mike auch den zwischenzeitlichen Boykott verziehen 😂


Den Wikipedia Artikel über Mike Boich konnte ich erst nach meiner Rückkehr aus dem Urlaub recherchieren. Außerdem fand ich ihn auch in der Autobiographie von Steve Jobs erwähnt.

Mike Boich

Quelle: Wikipedia

 

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